.Roedernallee
Eine Straße in Berlin Reinickendorf, die sich in ihrem knapp drei Kilometer langen Verlauf unterschiedlich gestaltet. Eine wichtige Haupt- und Durchgangsstraße, je nach Streckenabschnitt stehen in jeder Richtung ein bis vier Fahrstreifen zur Verfügung. Zahlreiche Kraftfahrzeuge rauschen an jedem Tag, in jeder Stunde unter dem prachtvollen Blätterdach der durch riesige Platanen gebildeten Allee hindurch. Lärmender Autoverkehr lichtgrün umhüllt. Stresserzeugend, aber zugleich faszinierend schön.
Erst auf den zweiten Blick gerät die Bebauung an den Straßenrändern in den Blick. Zumeist eher unspektakuläre Bauten aus den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts, wenige ältere Perlen, die den zweiten Weltkrieg überstanden haben, zudem Gewerbe, Supermärkte, Tankstellen, das Paracelsusbad, aber auch eine große Kleingartenkolonie.
Infolge der Abschottung durch die mächtigen Bäume und ihren mannigfaltigen Schattenwurf registrieren viele Hindurchfahrende kaum das menschliche Leben in der Roedernallee. Zwar sind nur wenige Menschen zu sehen - die Straße ist sehr laut, sodass sich kaum jemand freiwillig draußen aufhält; der Verkehr zu dicht, sodass es schwierig ist, die breite Straße zu Fuß zu überqueren.
Dennoch sind viele Menschen da. Sie tummeln sich in den Supermärkten, die sie per Auto erreichen. Sie verrichten ihre Arbeit in den Gewerbebetrieben. Sie erholen sich in ihren Kleingärten. Und vor allem: Sie leben in den zahlreichen Wohnhäusern am Rande der großen Baumallee.
Wie mag das Leben dort sein, in diesem sehr speziellen Kiez? In engen Wohnungen mit Blick ins Grüne - in die prächtigen, grünen Baumkronen. In schlecht isolierten Wohnungen, in denen der Straßenlärm immer präsent ist. Draußen ereignet sich zu jeder Jahreszeit permanent ein wunderschönes, abwechslungsreiches Licht- und Schattenspiel - ob die Bewohnerinnen und Bewohner es überhaupt registrieren und sich daran erfreuen können?
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Die Fotos wurden im August 2020 an einem sehr heißen Sommertag in der Mittagszeit aufgenommen. Unterhalb der mächtigen Baumkronen bestand dennoch optimales Fotolicht.
Naturschutzgebiet und naturbelassener Bach im Norden Berlins. Naherholung, Entspannung. Baumelnde Seele und Inspiration.
Winterwelt.
Ein kleines Dorf vor den Toren der großen Stadt. Vor meiner Geburt hat mein Vater dort gelebt. Bei einem nur leicht anderen Verlauf des Schicksals wäre ich dort womöglich aufgewachsen.
Bis zur Jahrtausendwende war der dörfliche Charakter noch gut sichtbar und erlebbar. Doch in der letzten Zeit hat sich dort viel entwickelt: In nur wenigen Jahren ist eine große, neue Siedlung entstanden, die den kompletten Raum zwischen dem ursprünglichen Dorf und dem benachbarten Ort eingenommen hat, Nicht gewachsen, sondern aus dem Boden gestampft. Eine zeitgenössische Wohnstatt, modern, chic, luxuriös und teuer. Nobler Golfplatz inklusive. Aber auch funktional, clean und abschirmend.
Die wachsende Stadt verleibt sich die Dörfer des Umlands ein.
Lieblingsinsel in Deutschland
Deutsche Lieblingsinsel. Immer wieder gerne dort. Besonders im Süden, dem wenig touristischen, dem Festland zugewandten Teil. Ort für zahlreiche fotografische Inspirationen.
.Grabow
Zu DDR-Zeiten war es ein Feriendorf für die Mitarbeiter des VEB Deutsche Werkstätten Hellerau. Die kleine Siedlung gibt es immer noch, etwas versteckt, aber man kann sie finden, an einem etwas versteckten, daher nicht belebten Strand der Ostsee. Die kleinen Häuser verfallen in ihrem morbiden Charme langsam vor sich hin. Der Rasen ist zumeist akkurat gemäht.
.Serie I .Serie II .Serie III .Serie IV
Die Sommertage sind nicht nur heiß und von makellos blauem Himmel geprägt, sondern zeigen immer wieder imposante Wolkenschauspiele.
Nebelige Zeit im Januar, kurze und kalte Tage. Malerische Landschaften in grau. Bäume als Bleistiftzeichnungen am Horizont. Gefrorene Wieck. Stille und Weite.
Das Leben.
Auf und ab - ständige Veränderung im Fluss der Zeit.
Kleine Schritte, große Schritte, manchmal Sprünge.
Niemals Stillstand, auch wenn es sich bisweilen so anfühlt.
Immer vorwärts, niemals rückwärts, selbst wenn es mal so scheint.
Manchmal verändert sich der Lebensmittelpunkt.
Ein neuer Rahmen, ein neuer Schwerpunkt, ein neues Zuhause. Neugestaltung, neue Herausforderungen, neue Perspektiven.
Das ist oft ein großer Schritt, vielleicht sogar ein weiter Sprung.
Ein Wagnis und eine Chance
zugleich.
Der Übergang zum neuen Lebensmittelpunkt kann plötzlich kommen, das ist dann
zuweilen ein Bruch in der Biographie.
Der Übergang kann sich aber auch fließend vollziehen, so war es bei mir.
Lange vorbereitet, gut geplant und mit Unterstützung von anderen, reflektiert und umsichtig.
Loslassen von Vergangenem, Einlassen auf Neues: Menschen, Orte, Gewohnheiten.
All das Neue ist spannend, es belebt, es setzt Kräfte frei.
In meinem Fall sind viele positive Energien freigesetzt worden.
Das Vergangene lebt in der Erinnerung fort, aber es behält seinen Platz und gewinnt an Bedeutung.
Die Bilder des Vergangenen verblassen und verschwimmen zwar, aber sie verschwinden nicht.
Sie machen neuen Bildern aus der Gegenwart Platz und korrespondieren mit ihnen.
Im Norden von Berlin führt die S-Bahn über ein längeres Stück unmittelbar an der ehemaligen Grenze zwischen dem West- und Ostteil der Stadt entlang. Zwar steht die Mauer nicht mehr, aber
zum Teil lässt sich noch gut erkennen, wo die Grenze verlief. Oft markieren Birken ihren Verlauf, die bereits damals am Rande der Grenzbefestigungen und des Kolonnenweges wuchsen. Nach der Wende wurden im Zuge der gezielten Renaturierung weitere Birken gepflanzt. Die Natur hilft mit, dass die damalige Grenze sichtbar bleibt und die alte Wunde langsam heilt.
Die Fotos wurden im Dezember 2016 an verschiedenen S-Bahnhöfen entlang der Berliner Nordbahn aufgenommen.
Einen lieben Dank an meine Models:
u. a. Anja, Giedre, Iris, Jennifer, Patricia und Lupo.
„Das Auge macht das Bild, nicht die Kamera.“
Gisèle Freund (1908-2000)